1 Corinthians 5

Text: 1.Korinther 5,1-5 Nach der im Beschluß des vorigen Kapitels ihnen aufgetanenen Wahl zeigt er ihnen nun an einem leidigen Beispiel, was unter ihnen für erhebliche Umstände zum Bestrafen anzutreffen seien, und welche Schärfe er zu brauchen berechtigt wäre, auch zu welchem Eifer er sich wirklich erweckt finde. Die auch in den vorigen Kapiteln ihnen vorgehaltenen Abweichungen sind schon auch die Veranlassung geworden, aus welchem sich Einer die hier beschriebene fleischliche Freiheit hat herausnehmen können, und sich von der übrigen Gemeinde nicht so einträchtigen Widerstand und genaue Aufsicht zu besorgen hatte. Das Nachlassen im rechten Einverständnis zusammen tut gleich in jedem Haus, noch mehr in einer größeren Verfassung, aller Unordnung die Tür auf. Unter dem Wort: der die Heiden züchtigt, liegt Vieles; daß wenn schon im Finstern schreckliche Werke des Fleisches unter ihnen getrieben wurden, man doch, aus Macht dieser Leuchte GOttes, Manches davon heimlich zu halten angetrieben wurde. Der Fall, von dem Paulus mit so gerechtem Eifer, aber doch nötiger Vorsicht redet, muß nicht nur in einem heimlichen unzüchtigen Zusammenhalten bestanden sein, sondern in einer öffentlichen Gemeinschaft, als welche eben zu verhindern der Gemeinde Pflicht gewesen wäre. Freilich wird Jeder seine Last tragen, und Keiner mit seiner Zeit und deren Verfall sich entschuldigen können. Doch sollen Alle, die zu einer Zeit leben, und in Einer bürgerlichen oder kirchlichen Verfassung miteinander stehen, ernstlich darauf sehen, ob sie einander auf den weg des Lebens oder des Verderbens mit Wort, Beispiel und Nachsicht bringen? Aufgeblasenheit, Wohlgefallen an sich selbst, Erhebung gewisser Erkenntnisse, Beredung, man habe in etwas tiefere Einsichten als Andere zc., sind bei einzelnen Menschen und ganzen Haufen die nächste Veranlassung zur Fleisches - Freiheit; und wenn nur eines Manchen Stolz noch durch dergleichen leidige Ausbrüche gebrochen würde, und er durch die Gnade Christi zur gründlichen Ausheilung an Sinn und Gewissen käme! Die göttliche Traurigkeit, woran sie es Anfangs fehlen ließen, wurde nachmals noch in ihnen gewirkt (2Kor.7). Man muß tief in der Armut des Geistes gegraben haben, wenn man aus Anderer Vergehungen keinen Ruhm mehr sucht. - Wie, von wem, mit welcherlei Vorkehrungen und mit welchem Erfolg der Täter dieser bösen Tat hätte hinausgeschafft werden sollen, davon kann man jetzt viel fragen nach Beschaffenheit der Zeiten, darin jetzt Alles vom Welt - Geist und Welt - Herrschaft auch in diesen Stücken durchdrungen ist. Des Apostels Sinn zunächst war eben der, daß die ganze Gemeinde, freilich aber zuvörderst diejenigen, welche sich des Vorstehens und Regierens allermeist angenommen haben, zum Zeugnis ihres allgemeinen Mißfallens, diesen Menschen aus aller Gemeinschaft dessen, wozu nur ein Christ Zugang haben könnte, hätten ausschließen, und ihm dieses mehr als heidnische Laster auch für einen Rückfall in heidnischen Unglauben anrechnen, also, nach dem Wort unseres Heilands, ihn als einen Heiden achten sollen. Dabei kann doch auch das statt haben, daß ein Glied der Gemeinde an dieser Versäumnis mehr Schuld hatte, als das andere. Doch können auch Solche, die eben nicht viel ändern und helfen können, durch furchtsames Stillschweigen und Nachgeben gegen den herrschenden Teil sich auch verschulden, und bedürfen also durch eine so ins Allgemeine geführte Bestrafung geweckt zu werden. Wer der Rute schont, haßt sein Kind, sagt Salomo, und so ist vieles verschonen der Menschen gegen einander. Die gelindere Zucht spart man, und in ein schärferes Gericht stürzt man einander. Daß der Welt zu ihrem Unwesen so viele zu Gefallen reden, ist ihr größter Schade; und wenn sie das Licht und die Zucht der Wahrheit noch weiter zurücktreiben wird, so wird sie nur desto näher bei ihrem Gericht sein. - Die Abwesenheit des Paulus suchte sich der Versucher auf mancherlei Weise zu Nutzen zu machen. Aber was er hiermit, vom Geist Christi gedrungen verfügte, darin mußten die Korinther eine solche Geistes - Kraft spüren, die nicht an leibliche Gegenwart gebunden sei, sondern die auch in Abwesenheit viel Kräftiges wirken konnte. Sonst setzt der Apostel Manches auf seine Ankunft hinaus, hoffte etwa, es könnte inzwischen noch aus dem Weg getan werden, oder wollte es auf nähere Untersuchung der Umstände ankommen lassen (2Ko.13:1). Aber hier bedurfte es keiner weiteren Untersuchung, es litt auch keinen Aufschub; sondern nach des HErrn JEsu Christi Befehl und Sinn, auch zur Reinhaltung seiner Gemeinde und zur Rettung der Ehre seiner Wahrheit, bei welcher keine solche faule Frucht aufkommen könnte, hält sich der Apostel zu dem vertrauen ermächtigt, sein Schluß werde durch unleugbare Wirkungen der Kraft Christi seinen Nachdruck bekommen; und sie, die Korinther, selbst würden ihm ihren öffentlichen Beifall nicht versagen können, sondern ihre bisherige Versäumnis durch Beitritt zu des Apostels gerechtem Eifer hereinbringen. Und so wendet er seine Apostel - Macht, die er sonst gerne zur Befreiung vom Satan anwendete, nun in diesem Fall so an, daß durch diese - im Geist Christi geschehene Aussprache dem Satan eine gemäße Gewalt über den Menschen eingeräumt wurde, unter deren sein Leib, das Werkzeug dieser unreinen Lust, empfindlich gedemütigt, oder bei ausbleibender Besserung völlig aufgerieben würde. Daß aber auch unter dieser scharfen Zucht - Rute noch väterliche Liebe verborgen sei, zeigt der Apostel durch den Beisatz: daß der Geist selig werde am Tage des HErrn JEsu . Denn das läßt dem großen Sünder noch einen Weg offen, aus dem sich zugezogenen Gericht noch in die rettende Liebe GOttes und Gnade JEsu Christi durch zudringen; so daß, wenn er auch unter diesem Gericht sterben müßte, und seine Sinnes - Änderung immer zur Abwendung der leiblichen Strafe wirkte, es doch sein Geist noch mit ewiger Rettung auf den Tag JEsu Christi zu genießen hätte. Wer mit der Hoffnung, auf den Tag JEsu Christi selig zu werden, abscheidet, der wandelt schon nicht in Finsternis. O was wird dieser Tag so vielen aus den Stricken des Satans, aus ihrer eigenen Lust und Last, aus den Versuchungen und Ärgernissen der Welt gerissenen und erretteten armen Sündern, für ein allgemeiner Freudentag werden. Text: 1.Korinther 5,6-8 Er faßt der Korinther Herz so an, daß sie seiner nächstvorhergehenden Bestrafung nicht ausweichen konnten, sondern das, was ihnen Allen an Wegräumung dieses eingedrungenen Ärgernisses gelegen sei, erkennen mußten; worunter er abermals seine Bereitwilligkeit, im Geist der Sanftmut mit ihnen zu handeln, beweist. Der Apostel hatte ihnen oben Kap.1:31 den an GOtt habenden Ruhm durch unseren HErrn JEsum Christum angewiesen. Und es ist fein, und vor GOtt gefällig, wenn man sich des im Herzen kräftig gewordenen Evangeliums bis zum Rühmen annehmen kann. Aber es auch nichts Kläglicheres, als wenn dieser Ruhm sein Feines, vor GOtt Taugliches und Anderen zur Besserung Dienendes verliert. Ein einziges Beispiel wodurch in einer Gemeinde die Einbildung, ungestraft und ungeahndet durchzukommen, aufgerichtet wird, tut unglaublichen Schaden. Es dringen irrige Vorstellungen und fleischliche Freiheiten ein. Es gewinnen freche Leute die Oberhand, und damit ist der ganze Teig versäuert. Wo man aber solcher Meinung und Einbildung widerstrebt, Werke des Fleisches abtreibt, ärgerliche Personen und Verführer ahndet, da wird der alte Sauerteig ausgefegt. - Und der Eifer in einem wichtigen Fall kann auch wieder in anderen Stücken zu merklicher Erneuerung dienen. Euer Beruf und das in euch kräftig gewordene Evangelium, hat euch ja als ein gereinigtes und geheiligtes Eigentum GOttes dargestellt, und euch zur Reinigkeit an Herz, Sinn und Gewissen verpflichtet. Der Opfer - Tod und das Blut - Vergießen ihres Osterlamms hat die Israeliten erstmals in die Freiheit vor dem Würge - Engel gesetzt, und ihnen die Tür zum Ausgang aus Ägypten vollends aufgetan. Zum Gedächtnis dieses Wunders und großen Erlösung wurde das Osterfest jährlich gehalten. Und so sind nun wir durch Christi Tod und Blut - Vergießen vom Tod und dem, der des Todes Gewalt hatte, erlöst, und zum Eingang in das verheißene Erbe GOttes berechtigt. Der Juden Ostern war in wenige Tage eingeschränkt. Christi Aufopferung hat die ganze Zeit des Neuen Testaments zu einer solchen Fest - Zeit gemacht. Das kann aber nicht bei dem unbußfertigen Beharren im alten Sauerteig bestehen, noch auch, wo man seinen aufgegangenen neuen Sinn wieder mit Bösen vermengen läßt, daß es einen Sauerteig der Bosheit abgibt; noch wo man sich das Böse unter gutem Schein einer rechtmäßigen Freiheit aufdringen läßt, daß ein Sauerteig der Schalkheit daraus wird. O der Korinther Spaltungen und Partei - Geist, ihr sträfliches Nachsehen bei dem unter sie gekommenen Ärgernis, ihre öfters mit Übervorteilung des Nächsten verbundenen Streitigkeiten (Kap.6) , der gefährliche Mißbrauch ihrer Freiheit im unbedachtsamen Umgang mit den Ungläubigen (Kap. 9:10) , ihre bei des HErrn Abendmahl eingerissenen Mißbräuche (Kap.11) , und ihre bösen Geschwätze von der Auferstehung der Toten (Kap.15) , führte manchen Sauerteig der Bosheit und Schalkheit ein. O wie viel ist auch heutigen Tages daran gelegen, daß doch Lauterkeit und Wahrheit nicht Not leide, daß man unter den Ärgernissen der Welt nicht gleichgültig gegen die Sünde werde, sich nicht im Handel und Wandel, im Umgang mit Anderen viel zu gut halte, worunter doch Bosheit, Geiz, Schalkheit, Begierde, sich nach dem Fleisch angenehm zu machen, steckt. Ach daß doch unser Leben ein ununterbrochenes Teilnehmen an JEsu Leben, an seinem Geist sei; und also eine eben so ununterbrochene Verleugnung aller aus dem Fleisch und Weltlauf herstammenden Versuchungen! Text: 1.Korinther 5,9-13 Der Apostel verhütet allen Mißverstand bei seinen in der bisherigen Materie gegebenen Ermahnungen; hinter welchem Mißverstand man sich dem rechtmäßigen Gehorsam desto eher entzieht. Wie man auch in anderen Stücken der Lehre Christi und ihren Anforderungen oft einen solchen Sinn geben will, der sich mit den jetzigen äußerlichen Umständen nicht zum Besten verträgt, damit man sich unter solchem Vorwand desto eher gar entziehen kann. Er bezeugt hingegen noch einmal seinen Sinn, und ihre deshalb aufhabende Pflicht Daß sich der Apostel in diesen Worten auf eine schon zuvor gegebene Anweisung bezieht, ist offenbar. Ob er aber darunter die allernächst zuvor gemachte Verordnung von Wegräumung der Ärgernisse, oder das, was er in gleicher Materie an die Thessalonicher (2Thess.3:6,14) geschrieben hatte, daß auch den Korinthern bekannt sein konnte, oder was, das er schon vorher schriftlich an die Korinther habe gelangen lassen, im Gemüt gehabt habe, das ist nicht ganz zu bestimmen. Kurz, der Apostel setzt es jetzt in ein völligeres Licht, sowohl, was die Personen anbetrifft, als auch die Art, wie man sich ihrer Gemeinschaft entziehen soll. In Absicht auf die Personen breitet er das, was von den Hurern gesagt war, auf andere eben so gefährliche Ärgernisse aus; sagt aber, es sei nicht von den zur ungläubigen Welt gehörigen Sündern die Rede: denn wenn man diese richten, und ihren Umgang im äußerlichen Handel und Wandel meiden wollte, so müßte man die Welt räumen. Sondern wenn sich Einer in der christlichen Gemeinschaft einen Bruder nennen lassen wollte, und er fiele in dergleichen Laster, so wäre die Nachsicht gegen ihn viel gefährlicher und zum Anstecken mißlicher, und man habe also ein mehreres Recht und dringendere Pflicht über einen Solchen. Der Lasterhaften, die draußen sind, hat man sich freilich auch so zu entschlagen, daß man keinen willkürlichen Umgang mit ihnen unterhält, noch sich bei ihren vergeblichen Worten und Entschuldigungen aufhält (Eph. 5:3-7) . Einem - in solchen Verfall geratenen Bruder aber hat man zwar seine Rückkehr durch alles - der Wahrheit und Liebe gemäße Bezeugen zu erleichtern. Bis er sich aber zur Buße bequemt, hat man ihn von allen in der Gemeinschaft der Heiligen sonst zu genießenden Gütern auszuschließen, mithin ihn auch von dem Genuß des heiligen Abendmahls oder anderer zur Übung der christlichen Liebe angestellten Mahle abzuhalten. Wer sich durch Annahme des Evangeliums zu der Gemeinde christlicher Kirche getan hat, der hat daher auch die Schuldigkeit auf sich, ihre Zucht anzunehmen. Das Übrige in der Welt kann man an sich vorbeigehen lassen, unter dem ernstlichen Bedacht: GOtt wird es richten. Aus Allem sieht man, wie die - vom Apostel hier angegebene Kirchen - Zucht sich so bedächtlich von den beiden Abwegen unterscheidet, deren der eine auf schnöde Gleichgültigkeit und Versäumnis aller Wachsamkeit über der Gemeinde Lauterkeit, und der andere auf Zwang und äußerliche Gewalttätigkeit führt. Unser Abfall davon, und unser Unvermögen zu helfen, soll und alle beugen . Bei uns ist nun Welt und Kirche in Eins zusammengefallen, und man findet jetzt die, die der Apostel Hurer und Ehebrecher dieser Welt geheißen hatte, mitten in der Kirche. Aber das geringe Häuflein der Gläubigen kann sich so wenig Recht und Macht über sie anmaßen, als man vorher über den Haufen der Ungläubigen hatte. Laß mich in der Furcht bestehn, fein schlecht und recht stets einhergehn, unter der jetzigen Zeit, unter den Kirchen - Mängeln, keinen Vorteil für das Fleisch suchen. Gib mir die Einfalt die Dich ehrt, und lieber duldet als beschwert; lieber unter die Last zum Mittragen sich hinstellt, als nur immer Anderen die Schuld auf den Hals schiebt.
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